Ziele setzen trotz Corona

Etwas mehr als zwei Wochen ist 2021 jetzt alt – wie läuft es eigentlich mit den Vorsätzen? Bringen diese überhaupt was und wie kann ich jetzt noch mit neuen Vorsätzen anfangen? Dr. Marcel Hartwig lehrt an der Uni Siegen in der Anglistik Literatur- und Kulturwissenschaft und spricht im Interview mit Radius 92.1-Moderatorin Jessy über seine Erfahrung mit Neujahrsvorsätzen und Zielen in der Corona-Situation. Das Interview ist Teil von Provisorius, der Radius 92.1 Instagram-Live-Show, die auch im Radio läuft, vom 15.01.2021.

Das Interview zum Nachschauen:

Wie kann man seine Vorsätze in die Tat umsetzen?

Marcel Hartwig betont, dass Selbstreflektion wichtig ist. Sich selbst aus der Distanz betrachten, beurteilen, was man kann und was man vergangenes Jahr getan hat. Hierbei gehe es nicht um einen “Selbstoptimierungswahn”, sondern vielmehr um innere Reife. Man müsse erkennen, in welchen Bereichen man noch wachsen kann.

Vorsätze wie “Dieses Jahr will ich zehn Kilogramm abnehmen und gehe jeden Tag ins Fitnesstudio” seien weniger gut geeignet als allgemeiner formulierte Vorsätze wie “Dieses Jahr will ich fitter werden”. Grobe Ziele bringen einen voran und lassen einen nicht in Starre stehen.

Wichtig sei auch, sich nicht an anderen zu orientieren, sondern sich nach sich selbst und seinen eigenen Fähigkeiten zu richten. Vor allem in der aktuellen Corona-Situation sei es wichtig, für sich selbst verantwortlich zu sein, da momentan viel vorgelebt und vorgeschrieben sei.

Wie Corona-Müdigkeit nicht zu Vorsätze-Frust führt

Das Jahr sei für viele mit Anstrengungen gestartet, weil noch kein Ende in Sicht sei, so Hartwig. Vielleicht sei man auch generell müde, sich Ziele zu setzen, weil man meine, sie 2021 sowieso nicht erreichen zu können. Man sollte aber akzeptieren, dass man jetzt mit diesen Umständen lebt und versuchen, das Beste daraus zu machen. Bücher lesen oder Filme gucken, die man schon immer lesen oder gucken wollte oder im begrenztem Raum zuhause einen Arbeitsalltag und Freizeit-Zeiten einrichten.

Arbeit und Freizeit können zuhause getrennt werden, indem man sich einen Tagesplan macht. Dann kann man sich festlegen, nach 17 Uhr keine E-Mails mehr zu lesen und stattdessen etwas anderes zu machen oder nach draußen spazieren zu gehen. In diesen neuen Räumen kann man dann auch Vorsätze bearbeiten.

Dr. Marcel Hartwig im Radius 92.1-Interview
Zurückfallen in alte Muster ist nicht schlimm

Wenn man in alte Muster zurückfällt, sollte man nicht zu hart zu sich selbst sein. Man solle scheitern als etwas positives sehen, rät Hartwig mit Blick auf Schriftsteller Samuel Becket, der schrieb “Alles seit je. / Nie was anderes. / Immer versucht. / Immer gescheitert. / Einerlei. / Wieder versuchen. / Wieder scheitern. / Besser scheitern.”

Auch wenn die Erreichung eines bestimmten Zieles längere dauer, sei das nicht schlimm. Aufraffen und daran weiterarbeiten sei dann das Motto. Gerade jetzt sei es wichtig, sich selbst das Scheitern zu erlauben.

Dazu können Vorsätze – auch mitten im Jahr – helfen, weiter zu arbeiten und seine Ziele auch in diesen Zeiten zu erreichen.

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