Wie läuft’s mit dem E-Learning?

Das Sommersemester 2020 läuft digital, auch an der Uni Siegen. Für Lehrende und Studierende haben sich damit ganz neue Herausforderungen ergeben. Funktionieren die einen Lehrveranstaltungen digital genauso gut oder besser als analog, ist bei anderen Lehrveranstaltungen zu sehen, welche Nachteile die Online-Lehre mit sich bringt. Dr. Marcus Burkhardt forscht und lehrt in der Medienwissenschaft der Uni Siegen und beschäftigt sich vor allem mit digitalen Medientechnologien. Wie er das Online-Semester aus Sicht der Dozierenden erlebt und welche Erkenntnisse er aus medienwissenschaftlicher Sicht hat, hat er Radius 92.1 Moderatorin Jessica im Interview erzählt. Das Interview ist Teil von Provisorius, der Instagram-Live-Show, die auch im Radio läuft, vom 05.06.2020.

Gute Stimmung trotz provisorischer Situation

Im medienwissenschaftlichen Institut der Uni Siegen veranstalten die Dozierenden jede Woche ein Team-Meeting. Darin tauschen sie sich über Probleme, Fragen und Eindrücke zur Digitalen Lehre aus. Das Stimmungsbild unter den Dozierenden sei positiv, ebenso wie die Rückmeldungen der Studierenden, so Dr. Burkhardt. Da die Situation provisorisch sei, gebe es trotzdem permanent Verbesserungsbedarf. Durch die verschiedenen Plattformen wie Zoom, Moodle oder der Campuscloud Sciebo sei Digitale Lehre jedoch gut möglich. In der Medienwissenschaft der Uni Siegen sei es eine besondere Herausforderung gewesen, den Medienpraxis-Bereich in Online-Formate umzuwandeln.

Wir haben euch in unserer Instagram-Story gefragt, wie zufrieden ihr mit dem digitalen Semester bisher seid. Die Ergebnisse sind nicht repräsentativ.

Seid ihr generell zufrieden mit dem aktuellen digitalem Semester?

  • Eher zufrieden: 15 Stimmen (38 %)
  • Eher unzufrieden: 25 Stimmen (62 %)

Hat sich euer Lernpensum im digitalen Semester verändert?

  • Lernpensum eher gestiegen: 30 Stimmen (67 %)
  • Lernpensum eher gesunken: 15 Stimmen (33 %)

Mit der jetzigen Erfahrung, was würdet ihr prinzipiell bevorzugen?

  • Online-Lehre: 12 Stimmen (24 %)
  • Präsenz-Lehre: 39 Stimmen (76 %)
Aktuelle Situation kann ein Experiment für die Zukunft sein

Digitale Lehre, wie sie im Moment stattfindet, könne Präsenz-Lehre nicht ersetzen, aber ergänzen, meint Dr. Burkhardt. Aus Lehrenden-Sicht sei positiv festzuhalten, dass die Beteiligung der Studierenden in digitalen Lehrveranstaltungen teilweise besser funktioniere als in Präsenzveranstaltungen. Das gehe jedoch auch mit einer erhöhten Arbeitslast für Studierende einher. Es habe sich in den letzten Wochen auch eine neue gemeinsame Kommunikationskultur und eine Kultur des Austauschs etabliert. Wer Online-Lehre nicht gänzlich negativ gegenüber stehe, könne die jetzige Situation als Experiment sehen und Möglichkeiten ausprobieren, Lehrveranstaltungen anders zu denken als bisher.

Auch klassische Lehre ist “digital”

Aus medienwissenschaftlicher Sicht sei es interessant, die aktuelle Situation als “Digitale Lehre” zu bezeichnen. Auch die klassische Präsenzlehre sei mittlerweile digital, so Burkhardt. Es gebe keine Präsenzveranstaltung, die komplett ohne E-Mails, digitale Präsentationen, Plattformen wie Moodle etc. auskomme. Die komplett digitalisierte Lehre, wie zurzeit, sei aber nicht für alle Fächer und Disziplinen der beste Weg. Wissensvermittlung wie Faktenwisse könne auch über Distanz funktionieren – andere Formate mit kritischer Auseinandersetzung und gemeinsamer Aneignung von Themen und Gegenstandsbereichen bräuchten durchaus Präsenz. Es sei wichtig, dass Dozierende den Wert der Präsenzleher kennen und schätzen, so Dr. Burkhardt weiter.

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