“Save my Medienpraxis!” – Petition von Studierenden an Uni Siegen übergeben

Übergabe der Petition der Medienwissenschaftsstudierenden

Der Praxisbereich der Medienwissenschaft an der Universität Siegen könnte massiv eingeschränkt werden. Grund dafür sind Finanzprobleme. Studierende protestieren gegen die aktuellen Pläne und haben unter anderem eine Petition an die Unileitung übergeben, die vom Dekan der Philosophischen Fakultät aber als nicht umsetzbar gewertet wird. Radius 92.1 hat im Hochschulpolitikmagazin Logbuch am Donnerstag, den 14.11.2019 ausführlich über die verschiedenen Aussagen berichtet:

Weitere Informationen zur Diskussion gibt es hier:

Was ist der Medienpraxisbereich?

Das Medienwissenschaftsstudium an der Uni Siegen besteht zu maßgeblichen Teilen aus Praxis. Im Praxisbereich können sich die Studierenden selbst ausprobieren und über mehrere Semester beispielsweise in aufeinander aufbauenden Ton-, Film-, Web-, Print- oder IT-Kursen Kompetenzen erwerben. So werden im Studium beispielsweise Hörspiele, Features, Kurzfilme, Drehbücher, Webseiten oder Apps entwickelt.

Dieser Bereich wird von Lehrkräften für besondere Aufgaben, kurz LfbAs, getragen. Unterstützt werden diese von Tutorinnen und Tutoren, die den Studierenden helfen und beispielsweise Einführungen in Technik, Software etc. geben und die Studierenden in den Praxiskursen begleiten. Neben Studierenden der Medienwissenschaft können über das Studium Generale auch Studierende anderer Fächer an den Praxiskursen teilnehmen.

Neben den Lehrkräften für besondere Aufgaben gibt es auch Lehrbeauftragte. Diese sind in der Praxis selbstständig oder bei diversen Unternehmen aus dem Medienbereich tätig und geben Seminare, die überwiegend am Wochenende stattfinden.

Neben der im Studium integrierten Praxis gibt es an der Uni Siegen auch viele studentischen Initiativen aus dem Medienbereich. Dazu gehören neben dem Campusradio Radius 92.1 auch das Printmagazin mediazine, die Filminitiativen CampusTV und Filmwerkstatt sowie der Filmpreis Goldener Monaco und die Spiele-Initiative USK57. Die studentischen Initiativen werden von Studierenden aller Fachbereiche, hauptsächlich jedoch der Medienwissenschaft, neben dem Studium in ihrer Freizeit in ehrenamtlicher Tätigkeit betrieben. Vielen Studierenden wird damit der Einstieg ins Berufsleben erleichtert.

Was ist das Problem?

Unterschiedliche Stellen berichten von unterschiedlichen Problemen.

Medienpraxis institutionalisiert?

Der Medienpraxisbereich sei nicht institutionalisiert, sagen Marcus Rommel, Vertreter der Studierenden im Seminarrat des Medienwissenschaftlichen Seminars, und Prof.’in Dr. Dagmar Hoffmann, Sprecherin des Medienwissenschaftlichen Seminars. Dies sei bereits seit der Einführung des Medienwissenschafts-Studiums an der Uni Siegen 1991 ein Problem.

Prof. Dr. Niels Werber, Dekan der Philosophischen Fakultät, widerspricht. Im Radius 92.1 Interview sagt er, die Medienpraxis sei institutionalisiert, sonst würde es sie gar nicht geben. Mit der Aussage, sie sei nicht institutionalisiert, sei wohl gemeint, dass es keine Professur gebe. Eine Professur wäre aus seiner Sicht aber auch nicht sinnvoll, da dann die Professur innehabende Person für mehrere Jahrzehnte den Bereich leiten würde. Die Kurse könnten daher nach einigen Jahren veraltet sein. Gerade in der Praxis sei es daher wichtig, dynamische Strukturen zu erhalten.

Fakultät muss Finanzen einsparen

Die Uni teilt gegenüber Radius 92.1 mit, dass die Zielzahlen des Hochschulpaktes zuletzt nicht erreicht wurden. Das bedeutet, dass sich weniger Studierende als erwartet neu eingeschrieben haben und die Studierendenzahlen allgemein rückläufig sind. Dies führte zu rückläufigen Haushalts-Einnahmen. Daher habe die Universität generell eine Reduzierung des Budgets um 2,2 Prozent beschlossen. Davon seien alle Einheiten gleich betroffen. An welchen Stellen die Einheiten Kosten sparen, obliege den Einheiten selbst – im konkreten Fall also dem Medienwissenschaftlichen Seminar. Man hoffe auf eine Entscheidung zugunsten der Studierenden und einer bestmöglichen Studiensituation, so die Uni weiter.

Studierendenvertreter Rommel erklärte im Interview bei Radius 92.1, dass seinen Infos zufolge die Fakultät rund eine Million Euro weniger zur Verfügung habe. Der Dekan nennt andere Zahlen. Er weist darauf hin, dass das Budget der Philosophischen Fakultät bei insgesamt rund 15 Millionen Euro liege und davon nun 2,2 Prozent eingespart werden müssten – also fehlten der Fakultät lediglich rund 330.000 Euro.

Zum Ende des Jahres 2019 fehlen der Medienwissenschaft rund 400.000 Euro, sagen Rommel und Hoffmann. Dieser Betrag setzt sich teilweise aus den Einsparungen der Fakultät, aber auch aus fehlenden Geldern des Medienwissenschaftlichen Seminars zusammen, so Hoffmann. Hier sei die Berichterstattung in der Vergangenheit nicht eindeutig gewesen.

Lehrkräfte für besondere Aufgaben werden durch Lehrbeauftragte ersetzt

Die Pläne des Dekanats sehen vor, die befristeten Verträge der LfbAs nicht zu verlängern, so Rommel.  Davon betroffen sind zwei Dozierende zum Ende des Wintersemesters sowie ein weitere Dozierender zum Ende des Sommersemesters. Dakan Werber bemängelt, dass hierüber in der Vergangenheit falsche Informationen verbreitet wurden, die nicht rechtzeitig korrigiert worden seien.

Die LfbAs sollen durch Lehrbeauftragte ersetzt werden. Damit würden die Personalkosten auf ungefähr zehn Prozent reduziert werden, da Lehrbeauftragte nur für die Stunden bezahlt werden, in denen sie lehren, so Rommel. Der Dekan verweist auf neue Professuren und dass die Lehre auch künftig gesichert sei.

Wer ist betroffen?

Dozierende: Die Lehrkräfte für besondere Aufgaben könnten als Lehrbeauftragte zurückkehren. Sie würden dann nur noch etwa ein Zehntel des vorherigen Einkommens verdienen. Das würden die Dozierenden aber nicht machen, so Rommel. Die Folge: Viele neue Lehrende kämen als Lehrbeauftragte an die Uni.

Tutorinnen und Tutoren: Die Tutorinnen- und Tutorenstellen in der Medienwissenschaft waren zum Wintersemester 2019/20 komplett weggefallen, erklärt die Sprecherin des Medienwissenschaftlichen Seminars, Prof.’in Dr. Dagmar Hoffmann. Dies gilt sowohl für den Praxisbereich als auch für Vorlesungen. Im Praxisbereich haben zu Beginn des Semesters rund 15 Studierende ihre Stelle verloren.

Zwei neue Tutoren ab Mitte Dezember

Zum 15.12.2019 würden wieder zwei Studierende eingestellt, so Hoffmann. Diese würden aus dem Budget für Sachkosten finanziert.
Laut Dekan stünde jedoch nichts im Wege, wieder mehr Tutorinnen und Tutoren einzustellen. Die Finanzierung von diesen sei in keiner Weise gefährdet. Die Entscheidung, wie viele dies konkret seien, würde dem Medienwissenschaftlichen Seminar selbst obliegen.
Seminarsprecherin Hoffmann meint darauf im Interview, ihr sei lediglich bekannt, dass das Geld für zwei Stellen reiche.

Studierende: Das Ersetzen der LfbAs durch Lehrbeauftragte führt zu einer grundlegenden Veränderung von Studium und Lehre:

Mehr Blockseminare

Da Lehrbeauftragte aus der Praxis kommen und im Regelfall unter der Woche arbeiten und daher nur an Wochenenden zwischen Freitag und Sonntag Zeit haben, würden deutlich mehr Veranstaltungen als bisher im Bachelorstudium in Blockseminare umgewandelt werden. Diese würden zwangsweise derart miteinander kollidieren, dass die Blockseminare gar nicht alle im vorgesehen Zeitraum geschafft werden könnten, so Rommel.

Das ist nicht der Worstcase, das wird die Realität sein: Niemand wird diesen Bachelor in der Regelstudienzeit von sechs Semestern studieren. Wir werden eher auf sieben bis acht Semester Studienzeit hinauslaufen.

Marcus Rommel, Vertreter der Studierenden im Seminarrat des Medienwissenschaftlichen Seminars

Hoffmann betonte im Interview dabei, dass sich das Medienwissenschaftliche Seminar bemühe, zu viele Blockseminare zu vermeiden. Dafür gebe es auch Vorschriften seitens der Fakultät.

Studierbarkeit gefährdet?

Studierende haben Anspruch darauf, dass das Studium in Regelstudienzeit studierbar ist. Denn die Einhaltung der Regelstudienzeit ist beispielsweise auch für das Empfangen von Leistungen wie Bafög entscheidend. Ist das nicht mehr möglich, können Studierende gegen die Universität klagen. Die Uni müsste dann den Studierenden für jedes Semester Unterhalt in Millionenhöhe zahlen, so Rommel. Eine Klage sei aber nur ein letzter Schritt.

Zudem sei das Medienwissenschaftsstudium auch weiterhin in Regelstudienzeit absolvierbar, so Dekan Werber.

Die Lehre in der Medienwissenschaft ist gesichert. Das gilt für das gesamte Angebot, auch die Medienpraxis. Kein Studierender muss sich Sorgen machen um die Studierbarkeit.

Prof. Dr. Niels Werber, Dekan der Philosophischen Fakultät der Universität Siegen


Auch Seminarsprecherin Hoffmann erklärt, dass es nach aktuellem Stand künftig keine Probleme bei der Studierbarkeit geben würde.

Es geht hier aber auch um Qualitätssicherung. Dazu braucht man natürlich auch entsprechende Lehrkräfte, die auch entsprechend ausgestattet sind und denen man bestimmte Arbeitsbedingungen zur Verfügung stellt.

Prof.’in Dr. Dagmar Hoffmann, Sprecherin des Medienwissenschaftlichen Seminars

Beeinträchtigung der Lehre

Bereits jetzt gibt es Auswirkungen auf Studierende. Bisher können Studierende unterschiedlicher Studienmodelle die Praxiskurse wählen. Zurzeit studieren etwa ein Drittel der Medienwissenschaftsstudierenden im forschungsorientierten Modell, die das Fach als ausgedehntes Kernfach ohne Nebenfächer studieren. Etwa zwei Drittel studieren zurzeit im Kombinations-Studienmodell entweder als Kern- oder Ergänzungsfach. Zudem nehmen auch Studierende aus dem Studium Generale an medienpraktischen Kursen teil.

Eine Teilnahme an diesen Kursen soll künftig nur noch für Studierende im forschungsorientierten Modell vollumfänglich möglich sein. Die Studierenden in den anderen Modellen würden die Praxis nur noch teilweise machen können, Studierende anderer Fächer überhaupt nicht. Auch stünden künftig nur noch so viele Plätze zur Verfügung, wie es Studierende gibt, was zu Einschränkungen der Wahlfreiheit zwischen verschiedenen angebotenen Kursen führen würde, so Rommel.

Das Dekanat rechnet knapp auf knapp. Das heißt, was juristisch überhaupt notwendig ist, damit der Studiengang weiter angeboten werden kann.

Marcus Rommel, Vertreter der Studierenden im Seminarrat des Medienwissenschaftlichen Seminars

Bereits zum Wintersemester 2019/20 war der Praxisbereich nur noch Medienwissenschaftsstudierenden zugänglich, bestätigt Hoffmann. Studierende von mediennahen Studiengängen wie beispielsweise Literatur, Kultur, Medien konnten die medienpraktischen Kurse nicht mehr wählen. Das Angebot an Praxiskursen würde von derzeit mindestens 50 Kursen pro Jahr auf maximal 28 reduziert, so Rommel.

Dass die Medienpraxis nur noch im forschungsorientierten Modell vollständig möglich wäre, führe zu einer Verschiebung der Studierendenzahlen, befürchtet Rommel. Es würden mehr Studierende das forschungsorientierte Modell wählen, was einen zahlenmäßigen Anstieg von zurzeit rund 40 Studierenden auf rund 60 Studierende im forschungsorientierten Modell bedeuten könnte.  

Diesen Fall hat das Dekanat bisher nicht abgedeckt. Es wurde so kalkuliert, wie es jetzt gerade läuft. Wenn sich die Einschreibezahlen verschieben, würde der auf dem Papier noch funktionierende Plan gegen die Wand laufen.

Marcus Rommel, Vertreter der Studierenden im Seminarrat des Medienwissenschaftlichen Seminars

Ein weiteres Problem für Studierende: Einige der Dozierenden, deren Verträge nicht verlängert werden, haben neben den Praxiskursen auch Haus- und Abschlussarbeiten betreut. Auch werden in den nächsten Monaten weitere Lehrende der medienwissenschaftlichen Studiengänge die Uni verlassen. Wenn die Suche nach einem Korrektor für die Haus- und Abschlussarbeiten schwieriger werde, sei auch dadurch die Frage der Studierbarkeit erschwert, merkt Rommel an.
Dekan Werber sieht in der Suche nach Betreuenden für Abschlussarbeiten kein Problem.

Das Medienwissenschaftliche Seminar ist sehr gut ausgestattet. Die Professuren haben alle wissenschaftliche Mitarbeiter. Es kann durchaus sein, dass beliebte Dozierende nicht betreuen können, weil ihr Vertrag ausläuft, aber das bedeutet nicht, dass es nicht genügend Ressourcen gibt, Arbeiten zu betreuen. Es gibt jede Menge Leute, die das können.

Prof. Dr. Niels Werber, Dekan der Philosophischen Fakultät

Hoffmann sieht in fehlender Betreuung noch keine größeren Einschränkungen für die Studierenden als üblich. Allerdings könnte sich das ab dem Sommersemester 2020 ändern.

Die Anmeldungen laufen zurzeit. Diejenigen, die jetzt Filmanalysen vornehmen wollen, die merken verstärkt, dass wir sie nicht bedienen können, was wir eigentlich tun sollten. Nicht alle Dozierenden können jedes Thema bedienen.

Prof.’in Dr. Dagmar Hoffmann, Sprecherin des Medienwissenschaftlichen Seminars

Unter anderem läuft im Februar der Vertrag des einzigen habilitierten Filmwissenschaftlers der Uni Siegen aus, der auch Kurse im medienpraktischen Bereich gibt. Auch laufe die befristete Professur von einer weiteren Dozierenden in den nächsten zwei Jahren aus und ein weiterer Professor werde in absehbarer Zeit emeritieren, so Rommel. Die Professur des emeretierten Professors werde zwar neu besetzt, allerdings von W3 auf W2 herabgestuft, was weniger Geld und zumindest eine Mitarbeitenden-Stelle am Lehrstuhl weniger bedeute.

Dekan Werber weist darauf hin, dass es im Sinne aller sein müsse, durch die niedrigere Professur jüngere Lehrende an die Universität zu holen.

Rommel erklärte, ihm sei noch unklar, wie der Wegfall der Lehrenden aufgefangen werden soll. Es sei fraglich, ob die hohe Qualität der medienpraktischen Lehre gehalten werden könnte, wenn Lehrbeauftragte im ständigen Wechsel an Uni kommen würden.

Der Wegfall der Tutorinnen und Tutoren führte in den Praxiskursen zu Web, Film und Ton dazu, dass die Betreuung der Studierenden anderweitig übernommen werden muss und eine Mehrarbeit für Mitarbeitende anfällt. Dipl.-Regisseur Wolfram Mayer-Schuchard erklärt im Interview mit Radius 92.1, dass die Betreuung der Studierenden für seine Film- und Tonkurse zurzeit überwiegend vom Leiter des Medienlabors übernommen würde. Das in den letzten Jahren entwickelte Konzept der Medienpraxis sei stark auf Tutorinnen und Tutoren gestützt, die den Dozierenden den Rücken freigehalten hätten für Veranstaltungen, nun fehle mit ihnen ein Teil des Konzepts, so Mayer-Schuchard weiter.

Wenn sich Studierende im Bachelor nur mit der Wissenschaft beschäftigen, dann wissen sie am Ende nicht genau, wo ihr wahres Interesse liegt. Wenn sie sich mehr mit der Praxis beschäftigen, können sie durchaus durch ‘try and error’ herausfinden, welche Bereiche ihnen mehr liegen.

Dipl.-Regisseur Wolfram Mayer-Schuchard

Studentische Initiativen: Viele studentische Initiativen im Medienbereich haben sich aus dem medienpraktischen Ansatz heraus gebildet. Bei Radius 92.1, CampusTV, Filmwerkstatt, Goldener Monaco, mediazine und USK57 sind neben Studierenden unterschiedlicher Fachbereiche überwiegend Medienwissenschaftsstudierende tätig. In den Initiativen können sich Studierende weiterbilden, ihr Wissen weitergeben und praktisch anwenden. Dieses Wissen fußt teilweise auch auf Inhalten aus Lehrveranstaltungen. Rommel sieht in der Verschmälerung in der Medienpraxis daher in einigen Semestern auch eine Stagnation der Initiativen, bis zum Zusammenbruch, kommen. Die Medienvielfalt in Siegen würde dadurch abnehmen.

Petition an Prorektorin überreicht

Studierende der Medienwissenschaft haben sich in WhatsApp- und Telegram-Gruppen sowie einer Mailingliste organisiert. Zudem hat Marcus Rommel eine Onlinepetition ins Leben gerufen. Innerhalb von zehn Tagen sammelte diese über 800 Unterschriften. Darin wird das Rektorat, vertreten durch Rektor Univ.-Prof. Dr. Holger Burckhart, dazu aufgefordert, die Medienpraxis ohne Einschränkungen mit mindestens 400.000 Euro pro Jahr weiter zu finanzieren.

Wir fordern daher vom Rektorat die Bereitstellung der nötigen finanziellen Mittel, damit die Stellen der betroffenen Lehrkräfte für besondere Aufgaben (Dr. phil. Dorna Safaian, Dr. des. Timo Schemer-Reinhard und Dipl.-Regisseur Wolfram Mayer-Schuchard) entfristet werden können, ebenso wie die Stelle von PD Dr. Andreas Rauscher. Wir fordern die Lehrqualität so aufrechtzuerhalten, wie sie bis zum Ende des Sommersemesters 2019 bestand. Ohne Abstriche in der Studierbarkeit, der Studienqualität und ohne die Ausbeutung von wissenschaftlichem Personal!

Petition “Für die Entfristung der LfbAs in der Medienpraxis der Siegener Medienwissenschaften!”

Hoffmann zeigt sich über das Engagement der Studierenden erfreut.

Wir sind eine Bildungseinrichtung und haben ein Interesse daran, dass Studenten und Studentinnen ihre Interessen im Rahmen ihrer Möglichkeiten wahrnehmen. Dass innerhalb kürzester Zeit so viele Unterschriften zustande gekommen sind, fand ich sehr beeindruckend. Die Kommentare zur Petition zeigen ja, was hier in Siegen wertgeschätzt wird.

Prof.’in Dr. Dagmar Hoffmann, Sprecherin des Medienwissenschaftlichen Seminars

Dekan Werber sieht die Petition insgesamt kritisch.

Dass über Personal Auskunft gegeben wird, was glaube ich nicht zum Vorteil der Personen ist, dass über Geldbeträge unkorrekt und undifferenziert berichtet wird, dass Behauptungen aufgestellt werden, die nicht zutreffen und dass eine Situation, die man eigentlich schon sehr gut einer Lösung zugeführt hat, weiter dramatisiert wird – das finde ich schade.

Prof. Dr. Niels Werber, Dekan der Philosophischen Fakultät der Universität Siegen

Forderungen nicht umsetzbar

Der Dekan erklärte im Interview mit Radius 92.1, dass die Forderungen der Petition nicht umsetzbar seien.

Die konkreten Forderungen sind nicht umsetzbar, weil über Personen gar nicht befunden wird. Es kann nur über Stellen befunden werden, diese müssen ausgeschrieben werden. Da gibt es Kommissionen, die diese Stellen besetzen. Wir müssen die Stellen so besetzen, wie es das Hochschulrecht vorsieht. Wenn bestimmte Verträge auslaufen und bestimmte Zeiten ausgeschöpft sind, dann können sie nicht mehr verlängert werden.

Prof. Dr. Niels Werber, Dekan der Philosophischen Fakultät der Universität Siegen


Sollten die Stellen nicht entfristet werden, das Dekanat aber dennoch einlenken und die Dozierenden weiter als befristete LfbAs beschäftigen, würde das Thema in einigen Jahren erneut auftreten, so Rommel.

Wir haben es mit wechselnden Studierendengenerationen zu tun. Mal ganz hart formuliert: Wenn eine Generation fort ist, kann man versuchen, den Bereich nochmal abzusägen. Und wenn das nicht klappt, versucht man es fünf, sechs Jahre später nochmal und wieder und wieder.

Marcus Rommel, Vertreter der Studierenden im Seminarrat des Medienwissenschaftlichen Seminars

Gespräche werden fortgeführt

Die Meinungen der Verteter von Studierenden, Lehrenden und Universität gehen auseinander. In einem sind sich aber alle interviewten Personen einig: Die Gespräche müssten in den richtigen Gremien und Orten fortgeführt werden.


Links zu Social Media Aktivitäten der Studierenden:

Anmerkung:
Eine frühere Version des Artikels konnte so verstanden werden, dass die fehlenden 400.000 Euro des Medienwissenschaftlichen Seminars komplett auf Einsparungen der Fakultät zurückgehen. Dieses Missverständnis haben wir korrigiert und bitten wir zu entschuldigen.
Auch haben wir die Namen der betroffenen Dozierenden entfernt, da diese für die Berichterstattung relativ unerheblich sind. Die Namen sind den Studierenden jedoch bekannt und können in der Online-Petition öffentlich nachgelesen werden.

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